Im Rahmen des jährlichen Frauentages werden viele Forderungen wiederholt, Statistiken durchgekaut und viele Platituden zum besten gegeben. Ich kann es nicht mehr lesen oder hören.
Ich lernte letzten Sommer eine Frau kennen. Sie hat drei leibliche Kinder aufgezogen und drei Pflegekinder im Säuglings- und Kleinkindalter aufgenommen. Sie hat mehr als zehn Enkelkinder. Darunter auch ein Kind mit schwerer Beeinträchtigung. Voraussetzung dafür, dass sie die Pflegekinder aufnehmen konnte, war die gesetzliche Vorgabe, dass sie keinen Beruf ausübt, sondern Hausfrau bleibt.
Sie ist nun „in Pension“, was bedeutet, dass sie nun die Enkelkinder beaufsichtigt und betreut. Denn sonst könnten die Töchter nicht Arbeiten gehen.
Wir haben uns unterhalten und geplaudert. Auch über das liebe Geld haben wir gesprochen. Und dann viel ein Satz, der mir bis heute nicht aus dem Kopf geht. „Ich habe kein Einkommen.“ – „Aber du hast doch deine Pension?“ – „Nein ich bekomme keine Pension. Ich habe ja nie gearbeitet.“
Jedesmal, wenn ich an dieses Gespräch denke habe ich Tränen in den Augen.
Solange wir die Arbeit zu Hause – egal wer sie leistet (Mutter oder Vater) – , Haushalt, Kindererziehung, Kinderbetreuung und alles was damit verbunden ist nicht wertschätzen – und zwar als Gesellschaft und AUCH finanziell – solange wird sich nichts ändern. Die Ungleichheit hat Struktur, hat System.
Ja wir zahlen vielen Geld für die Kinderbetreuung und fordern ständig, dass diese ausgebaut werden soll: Frauen, die in Krabbelstuben, Kindergärten, Schulen, Horten, Nachmittagsbetreuung tätig sind, bekommen zu wenig Geld dafür, dass unsere Kinder „woanders“ sind, damit der Großteil der Mütter einen ebenfalls schlecht bezahlten Job machen können.
Wie absurd.